Wildzelten auf Mallorca: Der Trockenmauerweg (GR221)

Mallorca – das ist doch nur Sommer, Sonne, Strand und Meer. Das stimmt. Aber es gibt noch so viel mehr. Auf dem GR221 lernt man Mallorca von einer ganz anderen Seite kennen. Denn der Wanderweg führt durch die Serra de Tramuntana. Erstaunlich viele Höhenmeter, die man der Insel gar nicht zugetraut hätte, dürfen wir überwinden und atemberaubende Ausblicke genießen. In der Ferne fast immer das Meer im Blick. Keine Etappe gleicht der anderen, abwechslungsreiche Wege, Flora und Fauna.

Blick über abfallende Serpentinen, Berge und Meer
 
Übersicht  |  Route  |  Wildzelten  |  Packliste  |  Etappen  |  Optionen  |  literatur 
 

Übersicht

Sonnenaufgang über dem Meer von Bergen
  • Länge: 9 Tage (3 Etappen ausgelassen und ohne Pausentag)

  • Übernachtung: 2/3 im Zelt & 1/3 in Unterkünften 

  • Reisezeit: Ende März (beste Reisezeit März bis Mai und September bis Oktober)

  • Landschaft: Serra de Tramuntana (Gebirgszug im Westen von Mallorca)

  • Anreise: Bus von Palma nach Port d’Andratx oder jeweiligem Startpunkt

  • Abreise: Bus nach Palma von jeweiligem Endpunkt

  • Kilometer gesamt: 110km

  • Anforderung: schwer

  • Beschilderung: Unvollständig, häufig mit Steinmännchen markiert, manchmal Beschilderung und Markierungen 

Steiniger Wanderweg auf Berg

WARUM TROCKENMAUERWEG?

Der Wanderweg heißt auf Katalanisch „Ruta de Pedra en Sec„, was übersetzt „Route der Trockenmauern“ bedeutet. Der Weg erschließt das kulturelle Erbe des Trockenmauerbaus in der Serra de Tramuntana [1], [2]. Beim Trockenmauerbau wird ohne Mörtel oder Zement gearbeitet. Auf diese Weise wurden viele Wege und Hütten gebaut und Hänge terrassiert, um sie für den Ackerbau zu nutzen [2]. 

 

Route

 

Wildzelten

Offiziell: „ACAMPAU NOMÉS EN ELS LLOCS AUTORITZATS“ – Diese Aussage mit einem durchgestrichenen Zeltsymbol findet sich auf dem offiziellen Faltblatt zum GR221 des Consell de Mallorca [3]. Das bedeutet soviel wie „Campen nur auf zugelassenen Plätzen“ – also auf Campingplätzen. Diese sind aber entlang des Weges rar gesät. Zudem sind fast alle Bergregionen in Privatbesitz, was das Wandern und vor allem das Wildcampen nicht einfacher macht.

Inoffiziell: Entlang des Weges gibt es immer wieder Zeltplätze, die auch gut besucht aussehen. Auf fast jeder Etappe haben wir mehr als einen möglichen Schlafplatz gesehen. Alle Einheimischen, denen wir begegnet sind, waren sehr offen und haben sich durch unsere Wildcamping-Aktivitäten nicht gestört gefühlt. Wildcamping wird also meiner Erfahrung nach toleriert. Wichtig ist, dass man sich an folgende Regeln hält:

  1. Die 7 Prinzipien von Leave No Trace (mehr Infos in der Quelle [4]) 

  2. Am Campingspot: „Arrive late, leave early“ | maximal 1 Nacht | Spot außer Sichtweite der Zivilsation

  3. Großes Geschäft: Vergraben | Toilettenpapier mitnehmen | abseits vom Campingspot, Wanderweg und Gewässern

Grünes Zelt an einer Trockenmauer auf einem Berg
 

Packliste

Übersicht Packliste zu Basic Ausrüstung, Kleidung, Kosmetik
Überblick Erste Hilfe, Sonstiges, Technik, Kochen, Essen
 

Etappen

Überblick Etappen GR221
Nahaufnahme mediterrane Pflanze
 

ETAPPE 1: VON PORT D’ANDRATX ÜBER SANT ELM NACH LA TRAPA

Von Palma aus fahren wir gemütlich mit dem Bus nach Port d‘Antrax und können dabei schon die Aussicht über Mallorca genießen. Dort angekommen beginnt der Wanderweg durch den kleinen Ort und die ersten Höhenmeter lassen nicht lange auf sich warten. Vorbei an Felsformationen mit Blick aufs Meer geht es nach Sant Elm, einem kleinen Ort an der Küste Mallorcas. Hier gibt es einige Restaurants und Cafés, in denen man sich stärken kann. Für einen Supermarkt muss man in der Nebensaison einen deutlichen Umweg vom eigentlichen Wanderweg einplanen. Dank einiger Einheimischer bleibt uns dieser erspart und wir können mit vollen Wasservorräten die letzten vielen Höhenmeter nach La Trapa in Angriff nehmen. Immer höher schlängelt sich der schmale Wanderweg und gibt immer wieder den Blick auf das Meer und die nahe gelegene Insel Dragonera im Südwesten Mallorcas frei. Unterwegs treffen wir Michael. Er ist etwa 87 Jahre alt und kümmert sich um La Trapa. Wir erfahren, dass man dort nicht ohne Genehmigung zelten darf. Zum Glück drückt Michael ein Auge zu und wir dürfen dort übernachten. Mein Körper hätte auch keinen Meter weiter gehen wollen. Pünktlich zum Sonnenuntergang bauen wir das Zelt auf und essen schon im Dunkeln unsere Fertignudeln. Dann heißt es nur noch ab in den Schlafsack. Ein schöner erster Tag liegt hinter uns, viele neue Eindrücke und die ersten netten Kontakte zu fremden Menschen.

La Trapa: La Trapa ist ein ehemaliges Kloster zwischen Sant Elm und Estellences. Seit 1980 sind die Gebäude und das umliegende Gelände im Besitz der Naturschutzorganisation GOB. Heute bietet das Gelände Raum für Umweltbildung und ist zudem ein beliebtes Ausflugsziel [5]. Zelten ist gegen eine Spende und nach Voranmeldung möglich. Für das große Geschäft gibt es eine Komposttoilette. Keine Möglichkeit, Wasser nachzufüllen!

Weitere Campingmöglichkeiten: Kurz nach Sant Elm führt der Weg an einer Straße entlang und mündet in einen breiten Wanderweg; wenn man hier ein wenig sucht, findet man sicher einen Übernachtungsplatz.

Wasser: Sant Elm (in der Nebensaison sind die kleinen Supermärkte im Zentrum nicht geöffnet!)

Kein Handyempfang ab Sant Elm.

Ausblick vom Berg über mediterrane Landschaft und Meer
Sonnenuntergang über Insel
 

ETAPPE 2: VON LA TRAPA NACH REFUGIO DE COMA D’EN VITAL BEI ESTELLENCES

Der zweite Tag beginnt wieder mit einigen Höhenmetern. Je höher wir kommen, desto schlechter wird heute die Sicht. Durch eine mystische Nebel- und Rosmarinlandschaft geht es auf und ab. Mit der Zeit lichtet sich der Nebel und gibt wieder den Blick auf das Meer und die Serra de Tramuntana frei. Langsam gehen unsere Wasservorräte zur Neige und wir hoffen sehr, dass wir sie, wie im Wanderführer beschrieben, auf der Finca Ses Fontanelles wieder auffüllen können.

Finca Ses Fontanelles: Seit 2016 gibt es diese Finca auf der Etappe von Sant Elm nach Estellences, die die Lücke einer Unterkunft und einer Wasserversorgung schließt. Es gibt verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten. Mehr dazu in der Quelle [6]. Wir haben hier allerdings nicht so gute Erfahrungen gemacht. Mehr dazu im Text.

Bis dahin sind es noch einige Kilometer auf und neben der Straße. Endlich sehen wir die lang ersehnten Wasserflaschen für die Wanderer und können unsere Vorräte auffüllen. Doch das Erlebnis auf der Finca ist ganz anders als erwartet. Wir treffen auf einen unzufrieden wirkenden Mann, der uns erklärt, dass es sich hier um Privatbesitz handelt und der Wanderführer falsche Angaben macht. Wir sollen uns möglichst leise verhalten, auf keinen Fall dort eine Pause machen und die leeren Plastikflaschen sollen wir bitte auch mitnehmen. Also schnell das Wasser abgefüllt, den Müll eingepackt und zurück auf den Wanderweg. Wieder erwarten uns EINIGE, sich hinziehende Höhenmeter und ein relativ schlecht, nur mit Steinmännchen markierter Wanderweg. Ohne unsere Offline-Karten auf dem Handy wären wir hier aufgeschmissen gewesen. Über eine Hochwiese, Serpentinen, felsige Abschnitte, ein Hochplateau, wieder Serpentinen, bis zum höchsten Punkt des Tages. Das alles in Rekordgeschwindigkeit und ohne große Pause, weil wir vor einem herannahenden Gewitter flüchten und uns nur an exponierten Stellen bewegen. Puhh! Für diesen extrem schweißtreibenden Rekordaufstieg haben wir fast einen Rundumblick über Mallorca und das Mittelmeer – herrlich! Weiter geht es um den Gipfel des Moleta de’s Esclop herum und ab hier beginnt der Abstieg. Auch der Abstieg fühlt sich inzwischen alles andere als geschmeidig an und wir sind froh, am Refugio de Coma d’en Vidal einen geeigneten Zeltplatz für die Nacht zu finden, nicht wissend, ob wir das hier nun dürfen oder nicht. Das Refugio war leer und wir waren so spät angekommen, dass wir uns sicher waren, dass auch heute niemand für die Nacht kommen würde. Eine besondere Belohnung waren die Bänke des Refugios beim Abendessen.

Refugio de Coma d’en Vidal: ist eine Wanderherberge für 24 Personen und muss im Voraus gebucht werden. [7] Wir haben uns hier beim Campen an die Regel „arrive late – leave early“, also „spät ankommen – früh aufbrechen“ gehalten. Hier gibt es kein Wasser.

Weitere Campingmöglichkeiten: evtl. auf der Hochebene (siehe Etappe bei Komoot ca. 10km)

Wasser: Finca Ses Fontanelles

Meist kein Handyempfang.

Lila blühender Rosmarin im Nebel
Wanderschild GR221 am Weg
 

ETAPPE 3: VON REFUGIO DE COMA D’EN VITAL BEI ESTELLENCES NACH BANYALBUFAR

Nach den ersten Nächten im Zelt hat sich unser Schlafrhythmus der Natur angepasst. Schon um halb neun total müde und mit dem Sonnenuntergang im Bett, am nächsten Morgen mit dem Sonnenaufgang um halb sieben wach und schon fast wanderbereit. Unser nächster Stopp: Estellences und dort ein Brunch! Dafür dürfen wir die gestern so hart erkämpften Höhenmeter erst einmal wieder absteigen. Ein treuer Begleiter ist der herrliche Blick auf das Meer. Nach 2 Stunden endlich angekommen, finden wir uns in einem gerade öffnenden Restaurant wieder, Terrasse mit Blick über die kleine Stadt und in der Ferne das Meer. Hier essen wir zum ersten Mal das typisch mallorquinische Brot „Pa amb Oli“. Ein leckeres Träumchen.

Pa Amb Oli: zu Deutsch „Brot mit Öl“, ist ein typisch mallorquinisches Gericht. Brot mit viel Olivenöl, geriebenen Tomaten und wahlweise dem typischen Hartkäse der Insel oder Serrano-Schinken, dazu Oliven und Weintrauben. Weil es so lecker ist, gibt es ein Rezept in der Quelle [8].

Vor diesem kulinarischen Erlebnis habe ich noch nie Oliven gegessen und jetzt kann ich nicht mehr ohne! Frisch gestärkt füllen wir unsere Wassertanks und machen uns auf den Weg nach Banyalbufar. Vorbei an wunderschönen Olivenbäumen, über kleine Wege. In dem beschaulichen Küstenort angekommen, suchen wir uns eine Unterkunft. Wir übernachten im Hotel „Can Busquets Turisme d’Interior“, die Dusche war nach drei Tagen Wandern dringend nötig. Außerdem beschließen wir, eine Etappe auszulassen und am nächsten Morgen mit dem Bus nach Esporles zu fahren, dem Ausgangspunkt der nächsten Etappe.

Weitere Campingmöglichkeiten: Zwischen Estellences und Banyalbufar

Wasser: Estellences, Banyalbufar ohne Supermarkt

Blick von unten auf Zitronenbaum
Weg entlang mediterraner Mauern mit Blick auf Meer
 

ETAPPE 4: VON ESPORLES NACH FONT DES POLLS BEI VALLDEMOSSA

Im Supermarkt füllen wir noch einmal unsere Vorräte auf und schon beginnt die heutige Wanderung auf asphaltierten Wegen. Später geht es auf schmalen Pfaden weiter, vorbei an Überresten von Köhlerplätzen und so haben wir den ersten Anstieg geschafft und gönnen uns wieder eine Pause mit herrlichem Blick aufs Meer.

Köhlerplätze und Kohlenmeiler: „Köhler“ war ein wichtiger Beruf in den Bergen Mallorcas. Das Holz der Steineichen wurde in einem aufwendigen Verfahren zu Holzkohle verarbeitet [9].

Durch ein kleines Tal, wir haben die richtige Abzweigung durch die richtigen Tore verpasst, geht es wieder steil bergauf. Belohnt werden wir mit Blick auf die Berge und in der Ferne auf Palma. Nach dem nächsten Abstieg sind wird bereits in Valldemossa angekommen, hier gibts erstmal ein Kaffeepäuschen.

Valldemossa: ist ein beliebter Ausflugsort auf Mallorca. Hauptattraktion ist das Königliche Kartäuserkloster, in dem Frédéric Chopin und seine Geliebte George Sand 1838 den Winter verbrachten. [10]

Von Valldemossa folgen wir der neuen Route über den Puig Gros nach Deià.

Alte Route: Früher führte der GR221 durch die „Muntanya del Voltor“. In diesem Gebiet wurde der Zugang reglementiert, um den Einfluss des Menschen zu minimieren. Wer hier wandern möchte, muss sich vorher anmelden. Mehr dazu in der Quelle [11].

Entlang von Olivenhainen und einer alten Serpentinenstraße, die immer steiler wird, kämpfen wir uns nach oben. Zum Zeitpunkt unserer Wanderung ist eine Woche zuvor der Sturm Juliette über Mallorca hinweggefegt. Hier bekommen wir die Auswirkungen zum ersten Mal deutlich zu spüren. Im Slalom um umgestürzte Steineichen kämpfen wir uns langsam die Straße hinauf zum Rastplatz „Font des Polls“. Hier schlagen wir unser Zelt auf und können gemütlich am Picknicktisch unser Abendessen und den Sonnenuntergang in der Ferne genießen.

Verrückt, wenn man am Abend über all die neuen Eindrücke nachdenkt, die der Tag heute mit sich gebracht hat. Erstaunlich, wenn man weiß, wo man am Morgen gestartet ist und an welchen Ort man jetzt zu Bett geht. Schön, diese Erfahrungen nun als seine eigenen Erinnerungen haben zu dürfen.

Weitere Campingmöglichkeiten: womöglich zwischen Esporles und Valldemossa jeweils auf den Hügelkuppen, nach Valldemossa ist der Rastplatz die einzige gute Möglichkeit.

Wasser: Esporles, Valldemossa, bei Font des Polls gibt es kein Wasser

Straße in mediterraner Stadt
Mediterrane Häuserwand
Wanderin unter Steineichen
 

ETAPPE 5: VON FONT DES POLLS BEI VALLDEMOSSA NACH DEIÁ

Der Morgen beginnt mit den letzten Höhenmetern, bis wir die Hochebene mit dem Puig Gros zwischen Valldemossa und Deià erreichen. Was für eine Aussicht! Unglaublich dankbar setze ich jeden Schritt vor den anderen. Ein strahlend blaues Meer, eine mit Thymian bewachsene Hochebene und die Sonne im Gesicht. Hier oben machen wir erst einmal eine Pause. Weit unten sehen wir schon unser Ziel – Deià. Da liegen noch einige Höhenmeter an Abstieg vor uns! An Felswänden entlang geht es steil bergab, herunterhangelnd an einzeln wachsenden Steineichen und auf schmalen Wegen. Je weiter wir nach unten kommen, desto länger fühlt sich der Weg durch den inzwischen aufgekommenen Wald von Steineichen an. Der Abstieg lässt meine Knie glühen und ich bin froh einen Trekkingstock meiner Freundin haben zu dürfen. Endlich in Deià angekommen, finden wir uns in einem wunderschönen, verträumten Bergdorf wieder. Wohin wir auch schauen, alles ist irgendwie süß. Hier lassen wir es uns in einem Café gut gehen und entscheiden über unsere weitere Route. Die Versuchung, einmal ins Meer zu springen, ist zu groß, also verlassen wir den GR221 und lernen den Strand von Cala Deià kennen. Eine Bucht mit türkisblauem Wasser und wilden Felsformationen erwartet uns. Hier verbringen wir den Nachmittag und gönnen unseren Körpern eine ordentliche Portion Erholung. Von Deià fahren wir mit dem Bus nach Sóller und überspringen dabei zwei Etappen (Deià – Port de Sóller und Port de Sóller – Sóller). In Sóller übernachten wir in einem Hostel.  

Weitere Campingmöglichkeiten: auf der Hochebene zwischen Valldemossa und Deià

Wasser: Deià

Steiniger Wanderweg auf Hochplateau
Mediterranes Essen
Straße in einem alten, mediterranen Dorf
Blick auf Bucht mit türkisem Wasser
 

ETAPPE 6: VON SÓLLER ÜBER DEN COLL DE PORTELLET RICHTUNG TOSSALS VERDS

Vor dieser Etappe hatten wir wegen der zu erwartenden Höhenmeter zu Unrecht am meisten Angst. In Sóller starten wir gemütlich durch die Stadt und kommen dem Berg, der in der Ferne zu sehen ist, immer näher. Anders als gedacht, führt der Weg über viele kleine Stufen durch eine Schlucht, vorbei an Olivenhainen nach oben. Immer wieder werden wir mit Blicken auf das Meer, die Schlucht und die Berge belohnt. Oben angekommen breitet sich ein Hochplateau mit dem Stausee Cúber und dem höchsten Berg Mallorcas, dem Puig Major, vor uns aus. Die Landschaft erinnert an die Dolomiten – und das auf „Malle“! Vorbei an Pferden, Eseln und Schafen geht es zum Stausee Cúber und an diesem entlang zur Quelle „Font des Noguer“. Das Wasser ist laut Schild kein Trinkwasser. Trotzdem kommen Einheimische mit Kanistern und holen sich das Wasser. Wir machen hier auf einer der vielen Bänke eine Pause und kochen das Wasser vorsichtshalber ab.

Von hier aus wählen wir die Variante über den Coll de Portellet in Richtung Refugi Tossals Verds. Diese Strecke ist kürzer – aber auch mit mehr Höhenmetern verbunden. Vom Parkplatz an der Quelle geht es in engen Serpentinen steil den Berg hinauf. Auch hier lohnt sich der Aufstieg. Im Rücken der Blick auf die Stauseen Cúber und Gorg Blau, dahinter der Puig Major. Vor uns felsige Berge und in der Ferne die immer flacher werdende Landschaft Mallorcas. Einfach schön. Wir machen uns an den Abstieg und hoffen auf einen guten Zeltplatz. Es ist schon spät, unsere Kräfte lassen nach und der Weg lässt noch nicht erahnen, dass ein geeigneter Platz kommen will. Nach etwa einer Stunde taucht auf einer Hügelkuppe direkt neben dem Weg die erste und einzige Fläche auf, die sich zum Zelten eignet. Dankbar verdrängen wir den Gedanken, eventuell auf dem Wanderweg in unseren Notfall-Biwacksäcken schlafen zu müssen. Ein schöner Platz für die Nacht.

Weitere Campingmöglichkeiten: /

Wasser: Soller, Font des Noguer (abgekocht oder mit Wasserdesinfektionstabletten)

Steintreppe durch mediterrane Häuser
Ausblick auf mediterrane Gebirgskette
Zelt in mediterraner Umgebung
Steintreppe entlang eines Flusses
 

ETAPPE 7: VON VOR TOSSALS VERDS ZUM COLL DE PRAT VOR LLUC

Unerwartet steht uns heute die härteste Etappe bevor. Aber der Reihe nach. Mit dem Sonnenaufgang wachen wir auf und stehen noch gut gelaunt am malerischen Zeltplatz. Der Weg hat es von Anfang an in sich. Es geht gleich los mit steilen, steinigen Abstiegen in eine Art Schlucht. Viele Ziegen begrüßen uns. Eine kleine Kletterstelle mit Seil schließt sich an. Wir glauben, das Schwierigste hinter uns zu haben, doch wir irren uns. Auch hier sind die Sturmschäden noch deutlich zu sehen und zu spüren. Anders als vor zwei Tagen ist der Pfad so schmal, dass wir umgestürzten Bäumen nicht einfach ausweichen können. Stattdessen ist kaum noch ein Weg zu erkennen und so kommen wir nur mühsam unter und über den Bäumen voran. So geht es die letzten Kilometer bis zum Refugi Tossals Verds

Refugi Tossals Verds: Wunderschön in felsigen Hügeln gelegen, umgeben von einem Obst- & Gemüsegarten liegt das im 19. Jahrhundert erbaute Refugio. Es ist die einzige Möglichkeit zwischen Sóller und Lluc zu übernachten und Trinkwasser aufzufüllen. Mehr über das Refugio in der Quelle [12].

Endlich am Refugi angekommen, sind wir schon völlig erschöpft und haben erst einen Bruchteil der heutigen Etappe geschafft. Hier können wir unsere Wasservorräte auffüllen und machen eine große Pause. Von hier aus geht es wieder bergauf, entlang eines verträumten Flusslaufes, durch Steineichenwälder, über die Baumgrenze und überraschenderweise über Schneefelder bis zum Col de Prat. Oben angekommen gibt es eine herrliche Aussicht und ein Nachmittags-Porridge. Wir beschließen, auf dem „Hals“ zwischen den Gipfeln „Serra des Teixos E“ & „Puig de Massanella“ hinter einer kleinen Steinmauer zu übernachten. Die hier gehaltenen Schafe finden das eher so semi super von uns. So wird meine Freundin in der Nacht nicht nur vom Wind wachgehalten, sondern auch von den Schafen, die sich laut blökend direkt vor unserem Zelt versammelt haben.

Weitere Campingmöglichkeiten: womöglich in dem Steineichenwald beim Aufstieg zum Coll de Prat

Wasser: Refugi Tossal Verds

Campingkocher in mediterraner Schlucht
Schaf auf steiniges Hochplateau
 

ETAPPE 8: VON COLL DE PRAT VOR LLUC NACH FONT DE MUNTANYA VOR POLLENÇA

Mit dem schönsten Sonnenaufgang bislang und einem freien Blick nach Osten dürfen wir am nächsten Tag aufstehen. Vorbei an historischen Schneehäusern, wieder mit schönen Ausblicken auf das Meer im Norden Mallorcas, geht es bergab.

Schneehäuser: In den Höhen der Serra de Tramuntana wurden Schneehäuser als eine Art Eiskeller und zur Herstellung von Eis genutzt [13].

Auf alten Steinwegen geht es weiter bergab, wieder durch Steineichenwälder und vorbei an Köhlerplätzen in Richtung Lluc.

Santuari de Lluc (Santuari dt. „Heiligtum“): Ein Wallfahrtsort auf Mallorca. Das Hauptgebäude beherbergt ein Gymnasium, ein Museum, ein Internat und eine Herberge. Die Gebäude sind von einem botanischen Garten umgeben. Auf dem Platz zwischen den Gebäuden befinden sich auch Cafés und Restaurants [14]. In der folgenden Quelle findet ihr die Website für die Herberge des Santuari de Lluc [15]. Einizige Möglichkeit um Wasser aufzufüllen.

In Lluc angekommen, überwältigt uns der Anblick der vielen Menschen. Es ist Samstag und Lluc ist allgemein ein beliebtes Ausflugsziel. Wir suchen uns ein Café und bestellen in der Zwischenzeit unser Lieblingsessen Pa amb Oli. Mit frisch aufgefüllten Wasservorräten verlassen wir Kloster und Menschen schnell wieder. Wir flüchten zurück in die Stille und Ruhe, die uns der Wanderweg und die umgebende Natur bieten. Durch einen Steineichenwald wieder bergauf machen wir einen kleinen Abstecher zu dem Aussichtspunkt „Mirador del Foment de Son Amer“, von hier aus konnten wir Lluc aus sicherer Ferne beobachten und unseren heutigen, bereits zurückgelegten Weg vom Coll de Prat bestaunen. Weiter geht es mal bergauf, mal bergab, meist durch Steineichenwälder bis zum Rastplatz und zur Quelle „Font de Muntanya“. Der Platz ist terrassenförmig angelegt und unser Zelt passt perfekt in eine mit Steinen eingefasste Terrasse. Ein kleiner Tisch, Sitzgelegenheiten und eine Bank aus Stein sowie die Quelle gleich nebenan machen den Platz gleich luxuriös. Mit dem Gesang der Mönchsgrasmücke geht unser vorletzter Tag zu Ende.

Weitere Campingmöglichkeiten: /

Wasser: Santuari de Lluc, Font de Muntanya (abgekocht oder Wasserdesinfektionstabletten)

Wanderin schaut den Sonnenaufgang vom Berg
 

ETAPPE 9: FONT DE MUNTANYA NACH POLLENÇA

Heute haben wir die letzte und kürzeste Etappe vor uns – aber wie wir gleich nach dem Start merken, hat es auch diese wieder in sich. Bereits kurz nach unserem Platz für Nacht zeigen sich erneut die Sturmschäden. Für uns geht es wieder einmal im Slalom um, unter oder über Bäume. Der Weg wird immer schmaler und schließlich unpassierbar. Wir entscheiden uns für die parallel verlaufende Serpentinenstraße. Zunächst scheint es eine gute Entscheidung zu sein, durch einen gut begehbaren Olivenhain geht es in Richtung Straße. Zunächst liegen nur einzelne Bäume auf der Straße. Doch es werden immer mehr – eine breite Straße, so voller Bäume, dass es kein Durchkommen gibt, weder darüber noch darunter. Wir suchen uns unseren eigenen Weg, hangeln uns von Serpentine zu Serpentine. Kein Ende in Sicht und unsere großen Rucksäcke machen das Vorankommen nicht einfacher. Nach 18 Kurven haben wir es endlich geschafft! Häuser tauchen auf und die Straße ist frei – ein Traum! Von nun an geht es mal auf der Straße, mal an einem Flussbett entlang, mal auf der Straße, mal auf einem Wanderweg bis nach Pollença. Geschafft! Wir übernachten im Hotel Desbrull. Die Dusche ist mal wieder nötig und ohne Rucksack auf dem Rücken erkunden wir Pollença, die Cafés und Restaurants.

Neun ereignisreiche Tage liegen hinter uns, wunderschöne Wildcampingplätze, Glück mit dem Wetter, traumhafte Ausblicke und viel Zeit draußen in der Natur. Dankbar für die Zeit und die neuen Erinnerungen. Mallorca einmal ganz anders.

Ausblick über grünes Tal
Weg mit Ausblick auf mediterranes Dorf
 

Optionen

Für den GR221 sind viele Varianten und Optionen möglich. Ob als Tageswanderung oder mehrtägige Tour, mit Zelt oder Wanderherbergen – hier lässt sich wirklich für jeden die passende Möglichkeit finden! Einen guten Überblick gibt die Broschüre des Consell del Mallorca über den GR221. Die findet ihr hier. Außerdem bietet ein Wanderführer zu dem Weg ausführlichere Informationen zu verschiedenen Varianten. Welches Büchlein wir dabei hatten, erfährst du eine Etappe weiter unten bei „Reiseliteratur“.

GR222: ARTÀ - LLUC

Diese Route befindet sich im Aufbau und verläuft im Norden von Ost nach West. Sie beginnt in den Bergen von Artà, führt entlang der Küste und durch flachere Landschaften bis nach Lluc, eingebettet in die Serra de Tramuntana. Auch auf dieser Wanderung erfährt man viel über die Kultur und Geschichte Mallorcas. Weitere Infos gibt es in der Quelle [16].

 

literatur

1 TOVE DITLEVSEN - KINDHEIT (1. TEIL DER KOPENHAGEN-TRIOLOGIE)

Tove nimmt uns mit in ihre Kindheit in einem Kopenhagener Arbeiterviertel. Schon früh zeigt sich ihre Begeisterung für das Schreiben und Dichten. Doch der Vater zeigt Grenzen auf – „Mädchen können keine Dichter werden“. So sieht sich Tove mit den Erwartungen ihrer Eltern und der Gesellschaft konfrontiert. Doch sie beweist Eigensinn und kämpft gegen familiäre Widrigkeiten und gesellschaftliche Schranken an.“Kindheit“ ist eine bewegende Reise in die Welt einer bemerkenswerten Frau, die sich durch Kunst und Stärke behauptet. Mit klaren Sätzen und einem eindringlichen Schreibstil bleiben ihre Worte im Kopf. „Kindheit“ ist der erste Teil der Kopenhagen-Trilogie.

Ditlevsen T, Allenstein U. Kindheit: erster Teil der Kopenhagen-Trilogie. 1. Auflage, vollständige Taschenbuchausgabe. Berlin: Aufbau Taschenbuch, 2022.

2 HARTMUT ENGEL: WANDERFÜHRER MALLORCA: GR 221 – FERNWANDERWEG

Ein schön aufgebauter Wanderführer. Etappenbeschreibungen sind übersichtlich und hilfreich. Enthält spannende, zusätzliche Infos zu Wissenswertem und Highlights entlang der Wanderroute.

Engel H. Wanderführer Mallorca: GR 221 – Fernwanderweg. 3. Auflage. Conrad Stein Verlag, 2023.

Lila blühender Rosmarin in der Sonne
 

Quellen

[1]       Trockenmauerweg GR 221. caminsdepedra, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de/trockenmauerweg-gr-221 (accessed 20 August 2023).

[2]       Trockenmauerbau. caminsdepedra, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de/trockenmauerbau (accessed 20 August 2023).

[3]       Consell de Mallorca. Ruta de Pedra en Sec GR221, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/documents/995858/996207/fulleto_Ruta_Pedra_en_Sec_2023.pdf/ef144427-463a-db66-86dc-dbc397734962?t=1690889935898.

[4]       The 7 Principles – Leave No Trace Center for Outdoor Ethics. Leave No Trace, https://lnt.org/why/7-principles/ (accessed 18 August 2023).

[5]       La Trapa. Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=La_Trapa&oldid=223549420 (2022, accessed 14 August 2023).

[6]       Bienvenido a Ses Fontanelles – Finca y Refugio, http://www.ses-fontanelles.es/ (accessed 14 August 2023).

[7]       Coma d’en Vidal. caminsdepedra, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de/refugi (accessed 14 August 2023).

[8]       Degner J. Pa amb oli – mallorquinischer Brot-Klassiker. tastybits.de – Jannik kocht!, https://www.tastybits.de/rezepte/brot-snacks-dips/pa-amb-oli-mallorquinischer-brot-klassiker/ (2022, accessed 14 August 2023).

[9]       Otto R. Wandern auf Mallorca: Auf den Spuren des Erzherzogs. Mallorca Zeitung, https://www.mallorcazeitung.es/boulevard/szene/2021/04/01/wandern-auf-mallorca-auf-den-54050137.html (2021, accessed 20 August 2023).

[10]     abcMallorca. Valldemossa, https://www.abc-mallorca.de/valldemossa/ (accessed 16 August 2023).

[11]     Solicitar permiso de acceso – Muntanya del Voltor – Valldemossa. Muntanya del Voltor, http://muntanyadelvoltor.com/index.php/108-2/ (accessed 16 August 2023).

[12]     Tossals Verds. caminsdepedra, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de/refugi (accessed 17 August 2023).

[13]     Schneehäuser auf Mallorca. Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schneeh%C3%A4user_auf_Mallorca&oldid=229098288 (2022, accessed 20 August 2023).

[14]     Santuari de Lluc. Wikipedia, https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Santuari_de_Lluc&oldid=229540914 (2023, accessed 17 August 2023).

[15]     Santuari de lluc, https://www.lluc.net/es/?utm_source=google&utm_medium=organic&utm_campaign=GMB&utm_content=HospederiadeLluc (accessed 17 August 2023).

[16]     Artà-Lluc Route GR 222. caminsdepedra, https://caminsdepedra.conselldemallorca.cat/de/ruta-arta-lluc-gr-222 (accessed 20 August 2023).

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